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Bildergruss 2011 Nr.09 / Biwakerlebnisse 4 und 5

Versand 22. Dezember




 

Absolut unvergessliche Momente am Gemmenalphorn



Liebe Naturfreunde

Wie schon im letzten Bildergruss angekündigt, fehlte mir dieses Jahr die Zeit, um von all meinen Naturerlebnissen Bildergrüsse erstellen zu können. Einige besorgte Bildergrussempfänger schrieben mir Mails, um sich zu erkundigen, ob ich wohlauf sei, weil ich mich seit dem 7. September nicht mehr gemeldet habe. Solche Anteilnahme freut und bestärkt mich, meine Bildergrüsse auch weiterhin anzubieten. In diesem Bericht schreibe ich überdurchschnittlich viel, aber ich denke, dass den BetrachterInnen entscheidendes fehlen würde, wenn ich nur die Bilder ohne Kommentar aufschalten würde.

Ein kleines, bescheidenes Jubiläum kann ich mittlerweilen und in aller Stille feiern, denn am 3. November waren es 10 Jahre her, dass ich meinen ersten Bildergruss an 18 Bekannte verschickte. Heute sind es 625 InteressentInnen, die mein Gratisangebot in Anspruch nehmen. Mit 40 Bildergrüssen stellte ich im 2005 einen Jahresrekord auf. Dieses ist die 239ste Ausgabe.

Obschon nun bei uns auch Schnee gefallen ist, berichte ich von zwei weiteren Übernachtungen im Freien, die auch mit etwas "weihnächtlichem" enden ...

Mit freundlichen Grüssen Fritz Bieri

 

 

Der Murten- und Neuenburgersee in der Abendstimmung

 

 

Trotz Wolken stimmungsvoll

 

 

Kurz vor dem Untergang ist noch die ganze Kugel sichtbar

 

 

Der Mond steht schon hoch über dem Dreigestirn

 

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Bern durch das Teleobjektiv

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Eine interessante Begebenheit möchte ich meiner Leserschaft nicht vorenthalten:
Während dem ich mit Stativ und Fotoapparat auf dem Gipfel einige Nachtaufnahmen festhalte, höre ich plötzlich vom Justistal her und immer näher kommend, eine kleine Schelle läuten. Plötzlich taucht eine zutrauliche, weisse Ziege auf, beschnuppert mich und meine Habseligkeiten und verschwindet nach ca. 5 Minuten wieder dort, wo sie her gekommen ist. Ich staune nicht schlecht, als nach etwa einer viertel Stunde, um 22:15 Uhr sieben Ziegen auftauchen und ich das ganze Beschnupperungsritual von jedem Tier über mich ergehen lassen darf ...

 

 

Einzig das leere Stativ fällt bei diesem Ritual um, sonst benehmen sich die 7 sehr anständig ...

 

 

Auch meine Biwakausrüstung wird fein säuberlich inspiziert, wobei es wirklich beim Schnuppern bleibt!

 

 

Die Fototasche scheint ihren Kriterien zu entsprechen und die gutmütigen Tiere entscheiden sich anscheinend, mir während der Nacht Gesellschaft zu leisten.

Gut, denke ich, wenn ihr mich in Ruhe lässt, können wir die Nacht ja gemeinsam auf dem Gipfel verbringen - da gibt es zum Morgenessen eben mal Ziegenmilch ...

Wie ich mein Nachtlager aufstelle, distanzieren sich die Ziegen auf eine Entfernung von 3 - 4 Meter und ich schlafe friedlich ein. Weil ich mich im Schlafsack drehe und mir der Mond mitten ins Gesicht scheint, erwache ich gegen 2 Uhr. Alles ist mäuschenstill, ich vermute, dass die Tiere weitergezogen sind, hebe aber den Kopf vorsichtig, um sie allenfalls nicht zu erschrecken. Ich staune nicht schlecht: Die Geissen haben mich schön in die Mitte genommen und liegen nun friedlich, schön verteilt, rings um mich herum. Vorsichtig greife ich nach dem Fotoapparat und versuche, ihn auf das Stativ zu stellen. Wie auf Kommando erheben sich die Ziegen und meinen vermutlich, dass ich jetzt mit ihnen eine Mondscheinwanderung unternehme ...

 

 

... Da ich keine Anstalten mache, mit ihnen loszuziehen, fangen sie an Gras zu fressen und ich kann sie fotografieren.
Danach ziehe ich mich wieder in den Schlafsack zurück und sehe mich in Gedanken - eingekreist von den Ziegen - und schlafe friedlich ein.

 

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Wie ich gegen 5 Uhr erwache, liegen die Tiere wieder im Kreis um mich herum.
Wieder dasselbe "Spiel", sobald ich den Fotoapparat ergreife, stehen sie auf.
Also fotografiere ich den Monduntergang im Westen und ...

 

 

... die Morgendämmerung im Osten

 

 

Was Schleierwolken in früher Morgenstunde alles bewirken können...

 

 

Bei Tagesanbruch verlassen mich die stillen Behüterinnen südlich vom Gemmenalphorn. Ich weiss noch heute nicht, woher sie gekommen und wohin sie verschwunden sind.

 

 

Dafür tauchen nun Steingeissen mit Kitzen auf

 

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Was sucht sie wohl?

 

 

Aha - dem nur wenige Tage alten Kitz muss noch die volle Aufmerksamkeit geschenkt werden

 

 

Es ist nicht alltäglich, dass Geissen mit so Kleinen die Nähe von Menschen dulden

 

 

Mutter ist immer an den Fersen

 

 

Schon recht stramm - aber kaum so gross wie eine Katze

 

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Wo bleibst du schon wieder ...?

 

 

Liebevolle und vorbildliche Szenen beobachte ich immer wieder in der Steinwildkultur

 

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Diese Kleinen sind schon etwas älter, was an den kurzen Hörnern zu sehen ist

 

 

Eine friedliche Gruppe

 

 

So schön - freilebende Tiere in der einsamen Wildnis beobachten zu dürfen!

 

 

In der Chüematte starte ich bei dieser zufriedenen Gesellschaft auf ein unvergessliches Abenteuer ...

 

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Kaum mit der Biwakausrüstung auf dem Gemmenalphorn angelangt, ziehen Gewitterwolken auf

 

 

Die Entwicklung ist sehr stimmungsvoll und ich habe ja den Überblick und
alles im Griff, um wenn nötig, rechtzeitig absteigen zu können ...

 

 

... Das denke ich und geniesse das Sonnen-/ Wolkenspiel, die zuckenden Blitze und das dumpfe Grollen aus der Ferne

 

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Bin mit Fotografieren rings um relativ stark beschäftigt. Auf der anderen Seite entwickeln sich auch Gewitter und die Sonne scheint für heute noch das letzte Mal an das Augstmatthorn.
Kurz nach dem Belichten dieses Bildes -

Ein greller Blitz und gleichzeitig ein fürchterlicher Knall!
Mich wirft es fast zu Boden und mir stehen die Haare zu Berge von der statischen Ladung.
Was ist geschehen? Direkt über mir bildete sich unbemerkt ein Gewitter.
Ein einsamer Gipfel bedeutet bei nahem Gewitter immer Lebensgefahr!!!
Blitzschnell ergreife ich den Rucksack und renne so schnell wie möglich den steilen Weg nördlich vom Gemmenalphorn Richtung Justistal hinunter

 

 

Die Wolken formieren sich direkt über dem Gipfel

 

 

Wunderschön, aber nicht ungefährlich, tobt ein Gewitter südlich vom Gemmenalphorn!
Nur ca. 50 m von mir giesst es wie aus Kübeln.

 

 

Den Rucksack parkiere ich in diesem Unterschlupf und fotografiere weiter, denn auf der Nordseite des "Grenzberges" fallen nur einzelne Regentropfen

 

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Nun verlagert sich die Gewitterfront ostwärts ...

 

 

... und zieht Richtung Seefelder und Hohgant

 

 

Trotz Gewitter ringsum zeichnet sich eine wunderschöne Abendstimmung ab

 

 

Weil sich die Wolken langsam verziehen, steige ich wieder hinauf

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Eigentlich wollte ich zuerst auf den Hohgant -
glücklicherweise entschied ich mich kurzfristig für das Gemmenalphorn,
denn momentan wirkt dort ein heftiges Gewitter!

 

 

Auch während dem Aufstig gibt es wunderschöne Stimmungen

 

 

Nun bin ich bald oben -
aber diese Wolken künden an, dass ich wohl nicht lange bleiben kann

 

 

Plötzlich geht alles sehr schnell.
Der Wind wird stark - die Wolken "formieren sich zum Angriff"!
Ringsum mehrere Gewitter und ich vermute, dass die Gewitterfront aus Westen über kurz oder lang die Oberhand gewinnen wird. Aus diesem Grund entscheide ich mich, so schnell wie möglich auf der Südseite abzusteigen und einen Unterschlupf zu suchen.

 

 

Noch ein letzter Blick über den Grat, dann so schnell wie möglich in Deckung

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Stürmischer Wind und wild zuckende Blitze halten mich nicht ab, während dem Abstieg noch einige Bilder zu belichten, denn ein solches Erlebnis ist einmalig!

 

 

Die Abendsonne erleuchtet die Gewitterfronten ringsum - einfach megaschön!

 

 

Der Blick zurück Richtung Gemmenalphorn, wo ich vor 10 Minuten noch stand, ist überwältigend. Weil die Gewitterfronten gegeneinander verspannten, blieb der Himmel über mir blau und ich kam ohne Regen bis kurz vor eine Alphütte.

 

 

Schade kann ich die zahlreichen Blitze tagsüber mit der Kamera nicht einfangen, denn ein solches Feuerwerk, bei dieser traumhaften Stimmung ist für mich ein unbezahlbarer, eindrücklicher und unvergesslicher Höhepunkt

 

 

Nun schliessen sich die Wolken endgültig über dem Gipfel und es geht los.
Zuerst riesengrosse, schwere Regentropfen, dann kurze Zeit ergiebiger Regen, gefolgt von Hagelschlag, stürmischem Wind und unzähligen zuckenden Blitzen gefolgt von krachendem Donner ...

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... Dieses grandiose Spektakel geniesse ich von der Stallstüre des Ziegenstalles aus und muss mir die Ohren zuhalten wegen dem Riesenlärm, den die Hagelkörner auf dem Blechdach veranstalten!

Nun installiere ich meine Biwakausrüstung eben im Stall, das hat auch seinen Reiz.
Bevor ich einschlafe, gehen mir noch einige Gedanken durch den Kopf:
Die "Beschützung" der Ziegen während dem letzten Biwak -
Jetzt ist mein Unterschlupf ein Ziegenstall?

Während den Gewittern, die ich schadlos überstand,
hatte ich vielleicht mehr Glück als Verstand!!!

Zum Schluss beschäftigt mich noch folgendes Gedicht, das ich freundlicherweise veröffentlichen darf:

Verlass nicht ohne Gruss dein Haus, du weißt nicht, ob du wieder kehrst,
ob du die Stimmen deiner Lieben ein einzig Mal noch wieder hörst.
Geh auch im Groll nicht einfach fort, du weisst nicht, eh die Sonne sinkt,
ob dir dann eine liebe Hand ein einzig Mal noch grüssend winkt.
Schenk auch dem Kinde noch ein Lächeln, du weisst nicht, wenn es Abend ist,
ob du dann nicht des Kindes Lächeln in deinem Hause arg vermisst…
Schau auch die Frau noch einmal an, du schenkst ihr damit sehr viel Glück.
Sonst hast du sie vielleicht gekränkt, es ist – wie leicht – ein letzter Blick…
Verlass nicht ohne Gruss dein Haus, das nehme dir zu Herzen,

denn du ersparst damit auch dir, viel Kummer, Gram und Schmerzen!

 

 

Weil mich die volle Blase kurz nach 2 Uhr weckt, schaue ich zur Stallstüre hinaus ...

 

 

Zügig packe ich meine 7 Sachen wieder in den Rucksack und "trape" gemütlich dem Gipfel entgegen, wo ich den Rest der Nacht, wie geplant, unter sternenklarem Himmel verbringen darf

 

 

Kurz nach 6 Uhr erwache ich bei diesem grandiosen, friedlichen Anblick

 

 

Während dem stimmungsvollen Sonnenaufgang empfinde ich rückblickend Folgendes:
Meteorologisch gesehen, verspannten gestern Abend die Gewitter und ich hatte Glück dass, ich den Unterschlupf rechtzeitig erreicht habe.

Mein Gefühl stellt mir folgende Fragen:
Schon das erste Mal bei diesem unglaublich hellen Blitz und Knall war es Bewahrung!?
Dann die Flucht in die richtige Richtung auf die Nordseite des Gipfels, von wo aus ich das heftige Gewitter mit Platzregen nur wenige Meter von mir entfernt beobachten konnte!?
Danach der richtigen Entscheid definitiv südlich abzusteigen!?
Das Unwetter ging erst los, als ich heil unten angekommen war!?
Alles einfach nur Glück und purer Zufall???

Das kann glauben wer will - ich erlebte die ganze Situation selber hautnah -
ich empfand es klar als Gnade und Bewahrung!!! - Mir wurden weit überdurchschnittliche Erlebnisse geschenkt, die ich extrem genoss!!!
Ich empfand, dass ich als Hobbyfotograf noch leben darf und soll, denn es warten weitere Bergerlebnisse, die zahlreiche Menschen interessieren, die vielleicht nicht die Möglichkeit haben, solche Momente selber erleben zu dürfen. - Gott sei Dank!

Gehen Sie mit mir auch einig, dass dieser "Jubiläumsbildergruss" etwas "weihnächtliches" in sich hat, auch wenn sich die Ereignisse im Sommer abgespielt haben?

Nun wünsche ich allen meinen BildergrussempfängerInnen besinnliche Festtage und im 2012 gute Gesundheit und viel Freude!

Für die zahlreichen netten Rückmeldungen während des ganzen Jahres und die vielen, guten Wünsche für die Feiertage möchte ich mich ganz herzlich bedanken, und hoffe auf das Verständnis, wenn ich nicht alle persönlich beantworten kann.

Diese und andere Erlebnisse zeige ich an mehreren Altersnachmittagen an folgernden Orten:

Ringoldswil, 18. Januar 2012
Aeschlen, 25. Januar 2012
Schwanden, 01. Februar 2012
Sigriswil, 08. Februar 2012
Beatenberg, 29. Februar 2012

Wer Interesse hat, die gut eine Stunde dauernde Tonbildschau anzusehen, kann sich bei mir melden, damit ich nähere Angaben machen kann.

 


Hinweis: Wenn der Bildergruss mit E-Mail ohne schwarzen Hintergrund oder mit einer falschen Formatierung erscheint, dann können Sie über das Internet meine Formatierung laden.

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Bildergrüsse von Fritz Bieri, www.beatenbergbilder.ch ©


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