Liebe Naturfreunde
Den Kopf vollgestopft mit erledigten und noch viel mehr unerledigten Arbeiten und Verpflichtungen, startete ich am 1. September 2004 um ca. 16 Uhr
mit einem schweren Rucksack Richtung Vorsass - Flösch - Hohseil - Burgfeldstand. Diverse Beschwerden kündeten mir unmissverständlich
an: "Mach mal Pause, gönn dir etwas Schönes". Während dem Aufstieg tropften in regelmässigen Abständen grosse Schweissperlen
auf den steinigen Weg. Im über 20 kg schweren Rucksack hatte ich mehrere Fotoapparate, Objektive, Blitzgeräte, Stative, "Fressalien", warme
Kleidung, Biwakausrüstung mit Schlaf- und Biwaksack, Matratze, Kissen und was sonst noch alles zu einer "währschaften" Haushaltung
gehört, verpackt. Während ich schweissgebadet die ca. 1000 Höhenmeter bewältige, frage ich mich manchmal, wozu eigentlich dieser
"Krampf". Aus Erfahrung weiss ich genau, dass mit jedem Schritt offene Fragen geklärt, hängige Probleme gelöst und Konflikte
verarbeitet werden. Mit jeder glitzernden Schweissperle verlassen mich negative Belastungen und "Präschte". Wenn ich oben auf dem Grat ankomme,
ist das "Gschtor" im Hirn ausgemistet, mein Kopf und alle Sinne sind bereit, positive Eindrücke aufzunehmen und meine Lebensbatterie wieder
aufzuladen. Diese Einleitung scheint mir wichtig für das Verständnis meines "Bergfiebers".
Hier, beim Hohseilseelein habe ich die Fernauslösung zu meiner Kamera getestet, eine notwendige Ausrüstung, weil ich in der Regel
alleine unterwegs bin und trotzdem ab und zu ein Erinnerungsbild von meiner Tätigkeit belichten möchte.
Ich hatte kaum Zeit etwas zu essen, weil sich eine traumhafte Abendstimmung anbahnte und ich überall einmalige Sujets entdeckte.
Nach dem Bewundern des unendlichen Sternenhimmels vom warmen Schlafsack aus, fiel ich in einen tiefen Schlaf. Um ca. 4.30 Uhr schreckte ich auf,
weil der Wind ganz "uflätig" an meinem Biwaksack riss und mir durch eine Luke in die Ohren pfiff. Nach dem Öffnen des "Biwakfensters"
wandelte sich mein Ärger in Dankbarkeit um, denn ich hätte die stimmungsvolle Mondlandschaft glattweg verschlafen, wenn der Wind nicht so
unanständig "angeklopft" hätte.
Fast unheimlich wirkte das Röhren der Hirsche vom Justistal her und das Echo von den gespenstisch beleuchteten Felswänden.
Uf widerluege, irgendwo ir heilende Einsamkeit vo üser fantastische Bärgwält!
Fotografieren mit Begeisterung
... nach dieser Erholungszeit fühle ich mich zum "Bäume ausreissen". Nachahmung kann ich nur wärmstens empfehlen. Ich bin wieder
frei von Sorgen, habe den Kopf über dem Berg und fühle mich "vögeliwohl".
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